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Verpflichtende Einführung eRezept frühestens Mitte 2023

Nach dem Ausstieg der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) setzt nun auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die Einführung des eRezepts aus.

Hierzu sehe man sich wegen der Haltung des Bundesdatenschutzbeauftragten gezwungen, teilte die Ärztevereinigung mit. Der Datenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) hatte im September sein Veto gegen den Plan zur Nutzung von Versichertenkarten eingelegt.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte hatte im Falle von Westfalen-Lippe befürchtet, dass es in der geplanten Form Datenmissbrauch in Apotheken geben könnte. Notwendige technische Nachrüstungen mit Updates für Konnektoren und die Apothekensoftware dauern wohl bis Mitte 2023. So lange wollte die KVWL nicht warten und zog nun die Reißleine.

Flächendeckende Einführung weiter in 2023 geplant

Die nächsten Schritte für die bundesweite Einführung des eRezepts werden die Gesellschafter der Gematik – neben dem Mehrheitseigner Bundesgesundheitsministerium auch Interessenorganisationen aus der Gesundheitsbranche – bei einer ihrer nächsten Versammlungen abstimmen. Das Ziel einer flächendeckenden Einführung des eRezepts im Jahr 2023 bleibe bestehen, so die Gematik.

Die Umstellung von Papierrezept auf Digitalverschreibung ist ein Großvorhaben im deutschen Gesundheitswesen, das bereits Startprobleme hatte. Ein Pilotprojekt in Berlin-Brandenburg verlief im vergangenen Jahr weitgehend im Sande, eine bundesweite Testphase begann später als geplant. Die eigentlich für Januar 2022 vorgesehene Pflichteinführung wurde abgebrochen. Die freiwillige Einführung mit Pilotregionen, wo die Motivation in der Ärzteschaft relativ hoch ist, muss nun ebenfalls als gescheitert gelten.

Bisher kann man das eRezept nur über sein Handy beziehungsweise über einen Ausdruck abrufen. Für die Gematik-App benötigt man eine PIN von seiner Krankenkasse – die bekommt man nur nach einer persönlichen Verifizierung vor Ort bei seiner Kasse oder in der Post. Offenbar ist vielen das Prozedere zu mühsam, Anträge für die PIN gab es nur wenige. Das Videoidentverfahren war den Krankenkassen in diesem Zusammenhang ebenfalls aus datenschutzrechtlichen Gründen untersagt worden.

Bei der schleppenden Einführung kommt erschwerend hinzu, dass die Skepsis in der Ärzteschaft groß ist. In diesem Jahr wurden bisher nur rund 525.000 Digitalverschreibungen eingelöst. Zum Vergleich: Pro Jahr werden in Deutschland circa 500 Millionen Verschreibungen als rosa Papierrezepte ausgestellt – der Anteil der Digitalverschreibung ist also verschwindend gering.


Quelle: Apotheke AdHoc – E-Rezept: Westfalen-Lippe steigt aus!